– Gemütliche und aussichtsreiche Wanderrunde an der Südflanke des Potzbergs –

Unser heutiger Ausflugstipp führt nicht die weite Ferne und kostet auch keinen Eintritt. Dafür bietet er schöne Ausblicke auf einen landschaftlich durchaus reizvollen Teil der Westpfalz, gute zwei Stunden an der frischen Luft, mindestens zwei Stückchen lokaler Geschichte und mit etwas Glück sogar eine kostenlose und absolut umweltfreundliche Flugschau: Wir unternehmen eine gemütliche Runde an der Südflanke des Potzbergs, der mit seinen stattlichen 562 Metern Höhe von Menschen mit Lokalkolorit gerne als „König des Westrichs“ bezeichnet wird. Vorneweg: Mit ins Wandergepäck sollte neben einer Erfrischung unbedingt ein Fernglas, denn es gibt Manches zu entdecken.

Start und Ziel ist in Neunkirchen am Potzberg, genauer an der 1824 erbauten „Unionskirche“ auf dem Kirchberg. Dort gibt es nicht nur Parkmöglichkeiten sondern gleich auch die erste von zwei Portionen lokalen Geschichtsunterricht. Benannt wurde die Kirche nach der Pfälzischen Kirchenunion, bei der sich 1818 Lutheraner und Reformierte zusammenschlossen – übrigens bei einer gemeinsamen Synode in Kaiserslautern. Architekt der Kirche ist Paul von Denis, in der Pfalz besser bekannt als der für den Bau der Ludwigsbahn zuständige Ingenieur. Deutlich älter ist die massive Rundmauer, die die Kirche und den ehemaligen Kirchhof umgibt und dem Ensemble mit seiner schönen Eingangspforte und den prächtigen Lindenbäumen einen recht pittoresken Charakter verleiht.

Vom Kirchberg geht es zunächst in eine Richtung: nämlich Bergauf. Wir folgen der Kirchbergstraße Richtung Sportplatz und lassen dasknapp 400 Einwohner zählende Dörfchen hinter uns. Nach etwa einem halben Kilometer kommen wir an eine erste Weggabelung, an der es scharf links zum Sportplatz geht und rechter Hand eine kleine Sitzgruppe auf einer Wiese zu einer ersten Rast einlädt. Von dort aus bietet sich auch eine erste recht schöne Aussicht über Neunkirchen und weiter in südöstliche Richtung.
Wir folgen dem gut ausgebauten Wirtschaftsweg nicht Richtung Sportplatz sondern geradeaus und weiter bergan in Richtung Potzberggipfel, den wir nach einigen Schritten bereits mit seinem markanten Turm sehen können. Der zu einem „P“ Stilisierte Turm wird weniger später unser Wegweiser sein, dem wir ab einer Weggabelung nach rechts folgen. Er ziert ein orangenes Wanderschild mit der Bezeichnung „Potzberg Wanderweg“. Ohnehin sind die Wanderwege am Potzberg in Sachen eindeutiger Beschilderung von geradezu vorbildlichem Charakter. So mancher Wanderverein im Pfälzerwald könnte sich ein Scheibchen abschneiden, so gut ist die Wanderführung auf den nicht gerade wenigen Rundwanderwegen am Berg.

Der Markierung folgend geht es nach rechts über einen teilweise recht grob geschotterten Feldweg zunächst in Richtung eines kleinen Wäldchens, in dem sich von den Bäumen teilweise verborgen zwei Freizeitgrundstücke befinden. Zumindest das eine darf auch von Fremden zu Rastzwecken betreten werden, darauf deutet zumindest ein Schild mit der netten Aufschrift „Privat – betreten erlaubt“ hin, das sich an einer steinernen Sitzgruppe befindet. Kurz hinter dem Wäldchen verläuft der Feldweg über eine Wiese, von der aus man eine gute Sicht auf die Südflanke des Potzbergs hat – und mit etwas Glück Rabenkrähen bei ihren wilden Flugmanövern beobachten kann. Seit relativ kurzer Zeit ist der Potzberg so etwas wie die Heimat einer Kolonie der als besonders geschützt eingestuften schwarzen Gesellen, in den Morgen- und Abendstunden ist die Wahrscheinlichkeit recht groß, die Vögel zu sehen, wobei ein gutes Fernglas hilfreich ist. Beobachten kann man die „Flugschauen“ unter anderem recht gemütlich von einer Liegebank aus, die sich gut positioniert direkt am Rand der Wiese befindet.

Von dort aus geht es weiter in den Wald, wo wir nach wenigen Schritten auf eine Wegkreuzung treffen, an der unübersehbar mindestens drei Schilder den Weg weisen, entweder rechts nach Föckelberg, geradeaus und den Berg hinauf zum Potzbergturm oder nach links zum Schützenbrunnen. Wir folgen letzterem Wegweiser und erreichen nach etwa einem halben Kilometer den höchsten Punkt unserer Wanderung. Wenig weiter bietet sich ein kurzer Abstecher zum Schützenbrunnen und zur zweiten Lektion unseres lokalgeschichtlichen Bildungsprogramms an. Dort informiert eine Schautafel über den montanhistorischen Hintergrund der Gemeinden rund um den Potzberg, der im 18. und 19. Jahrhundert ein Zentrum des Bergbaus in der Pfalz war. Abgebaut wurden Zinnobererze, aus denen man Quecksilber gewinnen konnte. Auch der Schützenbrunnen selbst wird von einer Stollenquelle gespeist und der Teich, in dem heute einige Goldfische ihre Runden drehen, wurde auf einer ehemaligen Abraumhalde errichtet.

Vom Schützenbrunnen, an dem es auch an heißen Sommertagen stets einige Grad kühler ist als in der Umgebung, führt uns der Weg zurück in Richtung Neunkirchen, wobei man es sich abschließend auf einer weiteren Panoramabank gemütlich machen kann, die sich direkt am Wandrand befindet. Von dort aus blickt man in südwestliche Richtung, kann in der Ferne die Autobahnbrücke bei Quirnbach ausmachen, sieht den Wassertum am Sangerhof sowie bis nach Steinbach am Glan.
Insgesamt hat die Wanderung eine Länge von etwas mehr als fünf Kilometern, bei etwas mehr als 250 Höhenmetern. Die Wege sind zumeist recht gut ausgebaut, der in jüngster Zeit großflächig aufgebrachte grobe Schotter stört das Wandervergnügen ein wenig, auch sind die Wege nicht wirklich geeignet für einen Kinderwagen, allerdings durchaus Familiengerecht und sogar recht lehrreich, wenn man sich auf das unterwegs auffindbare Angebot einlässt. (von J. Link)

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